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SEO

Der Coronavirus, SEO und Google

Julian DzikiSEO-Experte

Der Coronavirus ist derzeit in den Medien das beherrschende Thema. Doch wie sieht es mit SEO zum Thema aus? Wie geht Google mit dem Thema um? Und welche Hintergründe befeuern den Medienhype? 

Google Trends – das Interesse nach „Coronavirus“

Sieht man sich Google Trends an, so erkennt man – oh Wunder – ein stark steigendes Interesse an dem Thema.


Nach Unterregion geordnet sehen wir das größte Interesse in Brandenburg, gefolgt von Baden-Württemberg.
Coronavirus Interesse nach Unterregion

Vergleich mit Ehec, Ebola und der Schweinegrippe

Jetzt wird es interessant: EHEC schaffte es im Juni 2011 auf eine relative Suchdichte von 11, während wir bei Corona derzeit bei 31 sind. Somit ist Corona rund drei Mal so „bekannt“ wie EHEC. Die Schweinegrippe hatte in ihrer Hoch-Zeit (bezogen auf Google Trends) eine relative Bekanntheit von 10.

Die Google Suchergebnisse zum Coronavirus

Wie streng Google mittlerweile im Themenkomplex Medizin vorgeht, sieht man an den Suchergebnissen für Corona. Die obersten drei organischen Suchergebnisse sind das Bundesgesundheitsministerium, gefolgt von zwei Ergebnissen des Robert-Koch-Instituts und einem Ergebnis von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als Nischenseitenbetreiber die kompletten SERPS für das Keyword „Norovirus“ dominiert haben. Das ist heute vorbei.

Die Google-Suchergebnisse zum Thema Coronavirus

Die obersten vier Google-Suchergebnisse zum Thema Coronavirus

Google US

Google ist in den USA ja immer ein wenig weiter voraus als in Deutschland. Neues wird nach wie vor dort zuerst ausprobiert. Auffällig ist ein Feld, das sich „Safety Tips“ nennt.

Safety Tips

Sicherheitstipps von Google

Zunächst sieht das Ganze aus wie eine Schema.org FAQ-Integration. Jedoch hat die verlinkte Seite keine FAQs eingebunden, ja nicht einmal der Text ist auf der Website vorhanden. Es wird noch seltsamer: Sucht man nach „Clean hands with soap and water or alcohol-based hand rub“ findet man kein Ergebnis, das den Text auf der Seite der WHO enthält. Was es jedoch gibt, ist eine Grafik mit dem Logo der WHO:

Grafik der WHO

Diese Grafik findet sich nicht auf der von Google verlinkten URL, zudem ist der Text nicht als Text sondern nur in Bildform und obendrein gibt es keine Auszeichnung via Schema.org, die das Ergebnis auslösen könnte. Also wurde dieses FAQ-ähnliche Ergebnis entweder manuell erstellt oder tatsächlich aus einem Bild gezogen und dann ohne entsprechende Anweisung in den SERPs eingebunden. Es ist aber höchstwahrscheinlich ein bisschen einfacher:

Vermutlich handelt es sich um eine manuelle Zusammenstellung, wie auf der Seite über „SOS Alerts“ von Google beschrieben. „Wir haben Teams auf der ganzen Welt, die Informationen von Regierungsbehörden, Ersthelfern, vertrauenswürdigen Medienquellen und Nichtregierungsorganisationen beziehen.“ heißt es dort. Also hat wohl ein Google Mitarbeiter die Inhalte der Grafik händisch eingetragen – ist ja auch legitim.  So gern man Google auch viel Können in Sachen K.I. zusprechen will, in diesem Fall geht das Search Quality Team vermutlich auf Nummer sicher und schreibt die Box von Hand. Das würde ich auch tun – die Gefahr einer Falschinformation wäre zu groß. Google kann übrigens problemlos Text in Bildern erkennen und indexiert diesen auch – ein kurzer Text zeigt es. Mehr Infos findest Du im Artikel von Felix Meyer zum Thema Bilder SEO.

Händisch gepflegter „SOS-Alert“?

Vermutlich ist auch der Bereich „Hilfe und Informationen in Deutschland“ händisch gepflegt. Oben auf der SERP findet man einen entsprechenden Hinweis:

„SOS Warnmeldung“ als neues Google-Feature

Google selbst sagt auf der Hilfeseite: „SOS-Warnmeldungen sollen bei Naturkatastrophen oder von Menschen verursachten Krisen Notfallinformationen für alle zugänglicher machen. Wir stellen relevante und zuverlässige Inhalte aus dem Web, den sozialen Medien und den Google-Produkten zusammen und zeigen sie in Google-Produkten wie der Google-Suche und Google Maps gut sichtbar an. Je nach Art der Krise und Standort erhalten Sie aktuelle Informationen von lokalen, nationalen oder internationalen Behörden. Hierzu gehören zum Beispiel Notfalltelefonnummern und -websites, Karten, Übersetzungen von nützlichen Sätzen oder Möglichkeiten zu spenden.

Die SOS-Warnmeldungen gibt es seit 2017, in dieser Form sind sie mir allerdings neu – inklusive Richtlinien und händisch zusammengestellten Quellen.

Facebook vs. Google

Man merkt: Google setzt auf echte, seriöse und sachliche Informationen und lässt keine zweifelhaften Quellen mehr zu. Die Suchmaschine ist sich ihrer Verantwortung hier sehr bewusst. Ich finde, dass man am Beispiel des Coronavirus sehr gut sehen kann, welch unterschiedliche Richtungen Google und Facebook jeweils einschlagen. Bei Google geht man „Back to the Roots“ und will wirklich Informationen bieten, die sinnvoll und neutral bewertet auch richtig sind. Das Vertrauen der Nutzer geht über alles. Nur die richtigen Ergebnisse sind aus der Sicht von Google die richtigen Ergebnisse. Obwohl man grundsätzlich immer mehr K.I. in den Algorithmus integriert, ist Google hier ehrlich genug zu sich selbst, um zu sagen, dass man in dieser Sache lieber einen Schritt zurück geht und sogar manuell geprüfte Suchergebnisse einblendet.

Die Strategie von Facebook hingegen scheint weiterhin zu sein, die Verweildauer der User hoch zu halten. Das funktioniert durch zwei Kniffe: Erstens zeigt man im Stream polarisierende Meldungen an, die möglichst an die Emotionen des entsprechenden Nutzers appelieren und aufwiegeln. Klimawandel, Gefahr von rechts oder links, Krankheiten, Aufreg-Posts und dergleichen erhöhen die Nutzerbindung. Hauptsache, der User stoppt das Scrollen in der Timeline, konsumiert den Inhalt und bleibt somit länger auf Facebook. Zweitens sollten am besten keine Links zu externen Websites erhalten sein, denn dann gehen der Plattform die User flöten. Ihr wollt riesige Reichweite auf Facebook? Dann schreibt über Corona ohne einen Link einzubauen – schon habt Ihr gigantischen Reach!

Wie zur Bestätigung öffne ich Facebook und finde als erstes Ergebnis dieses hier:

Ich möchte hier nun aber nicht auf „Facebook ist böse, Google ist gut“ heraus, sondern nur zeigen, welche verschiedenen Herangehensweisen die beiden Konzerne haben. Für Google ist überlebenswichtig, dass ihr Produkt zuverlässig und vertrauenswürdig ist. Facebook-Nutzern ist Vertrauenswürdigkeit nicht so wichtig, sondern eher der Zeitvertreib. Das ist natürlich stark überspitzt formuliert, aber im Prinzip sieht man, dass Facebook und Google vollkommen unterschiedliche Ziele und daher auch Herangehensweisen haben.

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Seit heute ist auf Facebook dieser Post in jedem Konto zu sehen:

Immer gut für das Image von Facebook – „Wir helfen“-Kampagnen. 😉

Liebes Bundesgesundheitsministerium: Datenschutz hin oder her, ich wüsste schon gerne Eure derzeitigen Zugriffszahlen. Sowohl Google wie auch Facebook verlinken auf Euch beim prominentesten Thema an den prominentesten Stellen. 🙂 Übrigens Hut ab vor denjenigen, die sich mit der Traffic-Auslastung der Website beschäftigen – Ihr macht einen erstklassigen Job!

SEO-Trittbrettfahrer? Chancenlos!

Wie bereits erwähnt gab es früher SEOs, die populäre Themen zu ihrem Vorteil nutzen konnten. So wurde etwa beim Norovirus eine Affiliate-Website zum Thema erstellt und anschließend mit passenden Produkten (etwa von Online Apotheken) Geld gemacht. Heute hat man mit SEO nicht die geringste Chance für den Suchbegriff zu ranken. Bis auf Seite 6 der Suchergebnisse zeigen sich nur zwei Arten von Websites: Nachrichtenseiten (alle in Google News) und offizielle Websites der Regierung, von Städten und Gemeinden oder sonstigen öffentlichen Institutionen. Erweitert man die Suche, zum Beispiel nach „Coronavirus Gegenmittel“ finden sich vereinzelt Websites, die nicht diesem Schema entsprechen. Wer aber tatsächlich ein Produkt für das Thema anbietet, der kann bei Facebook sein Glück versuchen oder alternativ eine Zeitung zum Vehikel nehmen. Mit seinem Gewissen muss das aber jeder selbst ausmachen.

Google News

Die Nutzerintention spielt – jenseits von sachlichen Meldungen – bei Google eine zentrale Rolle. Was möchte ein Nutzer, der nach Coronavirus sucht? In der Regel will der User Neuigkeiten zum Thema und keine sachliche Information. Traurig aber wahr. Inhouse-SEOs und Redakteure von Zeitungen werden angesichts des mittlerweile siebenstelligen Suchvolumens pro Monat mehr und mehr Ressourcen in die Berichterstattung zum Thema stecken.

Weiter unten findest Du einen Vergleich von populären Keywords für Zeitungen. Die neuesten Daten von Google sind leider aus dem Januar – daher sind die Relationen vermutlich sogar noch größer. Was natürlich auffällt ist, wie lohnend der Suchbegriff Coronavirus für eine Zeitung ist. Schafft man es hier als Verleger auf Platz 1 in Google News können Angela Merkel und sogar Trump einstecken.

  • Coronavirus 9.140.000 im Januar (davor gab es kein Suchvolumen im Google Keyword Tool, Februar und März sind noch nicht live)
  • Merkel 201.000
  • DBF Pokal 1.000.000
  • Trump 1.210.000
  • Michael Wendler 201.000 (Laura Müller übrigens 301.000)
  • Meghan Harry 74.000
  • Flüchtlinge 135.000
  • AFD 550.000
  • Greta Thunberg 673.000
  • Grundrente 110.000
  • Brexit 823.000

Zu guter Letzt hat die Europawahl im Mai 2019 mit 3.350.000 Views zumindest näherungsweise ein ähnliches Ergebnis gezeigt. Trotzdem bleibt: Kein Newskeyword ist für Zeitungen derzeit so lohnend wie Corona. Das erklärt natürlich auch die Fülle an Artikeln zum Thema.

So, das war es mit meinem kleinen SEO-Exkurs zum Thema. Wenn Du Fragen oder Anmerkungen hast, schreibe mir gerne einen Kommentar. Vielleicht triffst Du mich nächste Woche auf der SEO Campixx oder übernächste Woche auf der SMX München, wo ich jeweils einen Vortrag halte. Ich freue mich auch immer über neue Bekanntschaften, sprich mich gerne an. 🙂

Ansonsten: Bleib gesund!

Titelbild: fpm / Gettyimages

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