Doppelrankings: Darum ist mehr manchmal weniger
Immer wieder passiert es, dass zwei oder mehr URLs derselben Seite in den Suchergebnissen auftauchen. Solche Doppelrankings sind eine schöne Sache: Mehr Aufmerksamkeit in den Suchergebnissen! Aber nicht alles ist Gold, was glänzt. Im Gegenteil: Oft kann das sogar ein Nachteil sein. Hier zeige ich euch, wieso.
Wie wirken sich Doppelrankings auf mein Ranking aus?
Das Prinzip Kannibalisierung ist bekannt: Existieren zwei Inhalte zum gleichen Thema, wird eine womöglich von Google als Duplicate Content aussortiert. Aber wenn beide URLs ranken, kann das dann so verkehrt sein?
Um zu sehen, wie sich Doppelrankings auf euer Ranking auswirken, könnt ihr euch in der Suchanalyse in den Google-Webmaster-Tools alle Daten einer bestimmten URL, für ein bestimmtes Keyword, zu einem bestimmten Tag anzeigen lassen. Besonders interessant sind für mich in diesem Fall die durchschnittliche Position und die Impressionen. Ich habe diese Daten miteinander verbacken und ein Zusammenhang ist eindeutig: Sobald eine zweite URL ebenfalls Impressionen hat, stürzt meine erste URL im Ranking ab:
Fantastische plakative Beispiele zu diesem Thema bietet auch Jon Earnshaw in seinen Präsentationen über Content Cannibalisation, wie zum Beispiel auf der Brighton-SEO-Konferenz 2015:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Wie wirken sich Doppelrankings auf meine Klickrate aus?
Der Zusammenhang zwischen der durchschnittlichen Position und Doppelrankings ist mehr als deutlich. Allerdings muss das ja noch nichts über die Klicks aussagen. Mehr Platz für meine Anzeigen kann mehr Klicks bedeuten. Beim gleichen Beispiel habe ich daher die Klickrate beider Ergebnisse mit der besten Position nebeneinandergelegt. Das Ergebnis: Trotz steigender Position bleibt die Klickrate gleich (Korrelation: 0.04).
Was bedeuten Doppelrankings also für SEO?
Auch wenn die Auswirkungen auf den Traffic zu vernachlässigen sind, haben Doppelrankings einen klaren Effekt auf das Ranking. Was allerdings noch wichtiger ist: Sie sind ein klares Signal von Google, dass etwas nicht stimmt. Entweder hast Du ein Problem mit der Seitenstruktur oder Google weiß besser als Du, was Deine Nutzer wirklich suchen.
Wie soll ich mit Doppelrankings umgehen?
Fall 1: Listet Google vielleicht sogar eine bessere URL neben der gewollten?
Manchmal rankt neben einer offensichtlich keyword-optimierten URL eine ganz andere Landingpage. Mit sehr großer Sicherheit heißt das, dass User zwar nach Deinem Keyword suchen, eigentlich aber eine andere Landingpage finden wollen. Das heißt dann für Dich: Jackpot! Optimiere die andere Landingpage ein bisschen besser und die Rankings werden Dein sein!
Fall 2: Ist eine der beiden URLs hochwertiger oder conversionstärker?
In diesem Fall solltest Du dringend Deine Seitenhierarchie verbessern. Über die URL-Struktur und interne Verlinkung sollte eindeutig sein, welche Seite für Dich wichtiger ist als die andere. Eine andere Möglichkeit ist, die falsche URL zu „entschärfen“, indem Du zum Beispiel das Keyword aus dem Title entfernst.
Fall 3: Behandelt jede Seite ihr eigenes Thema und ist sinnvoll?
Wenn zwei gleichwertige Seiten ranken, kann das unter Umständen sogar ganz gut sein: Schließlich hat der User die Wahl und ist dadurch vielleicht schon näher an seinem Ziel. Sucht ein User zum Beispiel nach „Tickets“ und dort rankst Du mit „Musical Tickets“ und „Konzert Tickets“, kann diese Vorauswahl für den User ja sogar ganz hilfreich sein.
Wie finde ich Doppelrankings überhaupt?
Am leichtesten findest Du solche Doppelrankings über die Suchanalyse in den Google-Webmaster-Tools. Dafür kannst Du folgendermaßen vorgehen:
- Lege sicherheitshalber über „Zeiträume“ den Zeitraum auf das Maximum („Letzte 90 Tage“) fest
- Klicke unter „Suchanfragen“ ein Keyword Deiner Wahl an (oder filtere manuell danach)
- Wähle den Punkt „Seiten“ aus und sieh Dir die Liste an URLs mit Impressionen genauer an
Fazit
Die Aussage „Doppelrankings sind schlecht“ lässt sich per se nicht halten. Fakt ist allerdings: Doppelrankings haben so einen klaren Effekt auf das Ranking, dass jeder selbst Schuld ist, wenn er diese nicht bewusst optimiert. Ich kann das jedem nur wärmstens ans Herz legen!
Welche Erfahrungen habt ihr mit Doppelrankings gemacht? Negative? Positive? Oder ist euch das völlig wumpe? Sagt es mir, in den Kommentaren!
Bilder: Alles meins.
Dieses Phänomen habe ich bei einigen meiner Mitbewerber gesehen und werde den Verdacht nicht los, sie hätten ihre Seiten absichtlich so optimiert, dass sie für möglichst viele Suchbegriffe mit zwei oder gar drei Seiten /* von denen aber nur eine wirklich relevant ist */ auf Seite 1 ranken, um Konkurrenten so in den Suchergebnissen abzudrängen. Beispiel: der Suchbegriff «Haus kaufen Zetel». Ein Mitbewerber von mir (sehr groß und weltweit operierend, während mein Portal strikt regional ausgerichtet ist) steht in den SERPs ganz oben mit einer Seite, die Häuser zum Kauf in Zetel enthält. Gleich darunter kommt eine Seite vom gleichen Anbieter, welche alle Kauf-Immobilien aus Zetel feilbietet, und vielleicht auch noch eine dritte mit Wohnungen aus Zetel zum Kauf. Dermaßen überoptimieren würde ich mein Portal niemals, weil das die Rankings verwässern würde (besser mit einer Seite auf Platz 3 ranken als mit zwei Seiten auf Platz 6 & 7), doch dieser Mitbewerber stand (zumindest damals) dermaßen stark in der Gunst von Google, dass er sich solche Doppel-Rankings offenbar problemlos leisten konnte.
Meine These ist, dass Doppelrankings einer Domain immer dann auftauchen, wenn besserer Content nicht verfügbar ist.
Es gibt dazu ein gutes Beispiel: Keyword Schulferien. Die Seite Schulferien.org dominiert die Suchergebnisse. Das macht die Seite aber nicht, weil etwas nicht stimmt (Qualität ist hoch, ebenso die Empfehlungsstruktur), sondern weil keine anderen Seiten da sind, das Suchergebnis sinnvoll zu ergänzen und zu bereichern.
So viel ich weiß, hatte auch ein großes Urlaubsportal viel Erfolg mit Doppel- und Mehrfachrankings.
Christian Geng, Berlin 23. Juli 2015
Hi Christian, sofern es sich um Platz 1 ff. handelt, stimme ich dir zu. Aber ist das ja auch in jeder Hinsicht eine gute Sache. Allerdings existieren solche Doppelrankings auch in hart umkämpften Beriechen, wo genügend guter Content verfügbar wäre. Das wirkt auf mich dann eher wie Testen seitens Google.
Das würde bedeuten, Felix, das Google die Suchergebnisqualität anhand des Nutzerverhalten bestimmen würde. So könnte Google zwei Seiten ins Rennen schicken und analysieren, wie die Nutzer reagieren.
Es ist aber so, dass der Rang in der Suchmaschine Google vom Inhalt abhängig ist, nicht vom Nutzerverhalten. Liege ich da richtig?
Viele Grüße, Christian Geng
Hallo Christian, das sehe ich anders. Zumindest die Klickrate hat einen deutlichen Einfluss auf das Ranking (vgl. https://www.seokratie.de/erfolgskontrolle-titles-descriptions/). Das ist aber vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.
Sobald eine meiner Seite auf eins rankt, wird eine zweite optimiert die dann hoffentlich auf zwei rankt… ist das so falsch?
Wäre es dann nicht schlau einfach eine neue zweite Website (z. B. als Infoportal) zu erstellen und dazu eine andere Domain / Webspace zu verwenden?
So wäre die Chance doch größer die Serps zu dominieren und die möglichen Kunden abzufangen… Oder meckert Google da rum?
@Sepp: Wenn du dann weiterhin auf eins rankst, ist das wunderbar!
@Jonas: Im verlinkten Video gibt es zu ähnlichen Fällen auch Beispiele, wo es nicht funktioniert hat. Ich würde immer sämtliche Engerie in ein Projekt stecken, dann hat das auch berechtigt gute Rankings.
Zu behaupten Klick-Raten seien ein Rankingfaktor halte ich für nicht fundiert und auch nicht für belegbar. Google hat mit Klicks viel experimentiert, auch mit Google+, und festgestellt, dass die Qualität einer Seite auf Grund hoher Klickzahlen nicht zu bewerten sei.
Beispiel: Definition Bremse
https://www.google.de/?gws_rd=ssl#q=definition+bremse
Die beste wissenschaftliche Definition für Bremse findet sich unterhalb des Wikipedia-Artikel im LISA Lexikon. Die Definition habe ich geschrieben. Hier rankt der gute Content, da das Lexikon selbst nur wenige URLs und wenig Inhalt besitzt und daher auch keine Klickraten aufweisen kann. Natürlich würde ich von dem Beispiel keine Ranking-These ableiten.
Viele Grüße
Christian Geng, Berlin 25. Juli 2015
Hier noch ein aktueller Artikel zum Thema Klick als Rankingfaktor: http://seo-portal.de/2015/06/25/wie-google-klicks-nutzt/
Hallo Christian, im von dir verlinkten Artikel steht, dass Google „Klickmanipulationen immer besser erkennt“. Welchen Sinn sollte das haben, wenn die Klicks irrelevant sind? Ich kenne viele Beispiele, die sich so hervorragend erklären lassen, das plakativste ist vermutlich das „Hotel Bonn“ (http://www.sistrix.de/news/auswirkungen-von-negativen-nutzersignalen-auf-das-ranking-bei-google/). An sich ist es für mich völlig logisch: Wenn Leser wissen, dass sie eine schnelle Definition bei Wikipedia finden, klicken sie überdurchschnittlich oft dieses Suchergebnis an. Für Google ist das eines der dankbarsten Signale um festzustellen, was der User wirklich finden möchten.
/Felix
Wir wissen von Google-Mitarbeitern, dass die Suchmaschinen-Ingenieure mit Klicks experimentieren und diese immer besser verstehen. Mehr wissen wir nicht. Alles andere ist Vermutung.
Google wird dann Klicks als Rankingfaktor einsetzen, wenn diese zu 100% verstanden werden.
Vorher macht das für die Suchmaschine keinen Sinn. Google liebt es nicht einen Teil,
Google möchte das ganze Bild verstehen.
Viele Grüße
Christian Geng
Interne Relevanzprobleme sind ein sehr häufig unterschätzes Problem im SEO. Liegt oft an mangelnder Datenqualität (mit Wochendaten siehst Du diese meist nicht gut genug) bzw. schrecken einige vor der „vermeindlichen“ Arbeit zurück, dies aufzuräumen. Es gibt es eine Handvoll von verschiedenen Ausprägungen, die auch unterschiedlich aufgelöst werden müssen. Das eine sind „interne“ Relevanzprobleme, dass andere Relevanzprobleme aus „externer“ Sicht von Google. Steckt allerdings ein sehr großer Hebel drin, ggf. sogar auch mit den Erkenntnissen die System-Architektur positiv zu beeinflussen. Jon hat in seiner Präsentation leider auch einige Effekte nicht aufgeführt. Bei SEOlytics kann man diese Dynamiken sehr feingranular messen, wollte eh mal einen Artikel dazu schreiben… vielleicht mache ich das die Tage mal. Konkrete Beispiele zum Thema habe ich mehr als genug. 😉
Hi Sören, danke für deine Gedanken. Jetzt wüsste ich nur gern, welche Effekte nicht aufgeführt sind. Also hoffentlich kommst du dazu zu schreiben. 😉
Ich glaube, es hängt immer von dem jeweiligen Keyword ab, ob es tatsächlich negativ ist, wenn die Webseiten zweimal auf Seite 1 von Google erscheinen.
Es gibt ja auch teilweise das Ziel bei kleineren Keywords die Seite 1 zu dominieren. Da reichen dann 2 Erscheinungen gar nicht aus. In Kombination mit Facebookseiten oder YT-Videos kann in kleinen Nischen noch viel bewegt werden.
Wir haben einen online shop und ranken teilweise zum selben suchbegriff mehrmals auf der ersten Seite. Ganz einfach weil die Produkte eine ähnliche Bezeichnung haben. Würdest du empfehlen, bei Artikeln, die uns besonders wichtig sind, einen canonical aud diese verweisen zu lassen? Zb wenn du nach 2 Säulen Hebebühne suchst, wird ein Artikel angezeigt anstatt die oberkategorie. Sollte ich mit canonical auf die oberkategorie verweisen?
Hi Nina, wenn die Kategorie objektiv wirklich das bessere Suchergebnis ist, dann wäre es einen Versuch wert. Ob der Canonical aber greift, ist fraglich – schließlich sind die Seiten ja wahrscheinlich sehr unterschiedlich. Aber probiers einfach mal aus. 🙂